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Chapter 78


"Nie noch ist einer Anklagebehörde eine so seltsame Aufgabe zugefallen wie diesmal. Sie weiß, daß fünf heiratslustige Mädchen verschwunden sind, sie kann exakt nachweisen, daß nur Thomas Hartwig der Bräutigam war, mit dem Jede der Fünf die verhängnisvolle Reise unternommen hat. Sie weiß und kann es beweisen, daß Hartwig einen groß angelegten Plan entworfen hat, um Mädchen, die heiraten wollen, ganz allein im Leben stehen und etwas Vermögen besitzen, an sich zu locken, zu töten und zu berauben. Mit einem Wort: Die Anklagebehörde kann erweisen, daß Thomas Hartwig, der Romancier und Dramatiker, dessen Werk heute seine Taufe erleben wird, ein gemeiner Mörder, ein fünffacher Raubmörder ist, wie er in gleicher Scheußlichkeit noch niemals die Berliner Geschwornen beschäftigt hat. Nur eines kann die Staatsanwaltschaft nicht erbringen: Den greifbaren Beweis dafür, daß die fünf armen Opfer Hartwigs wirklich ermordet worden sind. Es gilt daher ein Indizienverfahren nicht darüber, wer der Mörder ist, sondern darüber, daß der Mörder, den wir haben, auch wirklich gemordet hat! Hartwig selbst spricht nichts, verteidigt sich nicht, verweigert Auskunft und Antwort. Aber gerade diese Verstocktheit und Hinterhältigkeit gibt Zeugnis gegen ihn, und wenn ich auch nicht in der Lage bin, Ihnen, meine Herren Geschwornen, Leichen und schauerliche Körperteile der Ermordeten zu zeigen, so wird doch sehr bald niemand auch nur im entferntesten daran zweifeln können, daß Thomas Hartwig genau so raffiniert, wie er die Verbrechen begangen, auch deren Spuren vertilgt hat."
Und nun begann das Verhör mit Hartwig, der zuerst die Richtigkeit der vorgelesenen Geburtsdaten bestätigte. Dann fragte der Präsident mit erhobener Stimme:
"Angeklagter, Sie haben die Anklageschrift gehört und verstanden? Bekennen Sie sich der Ihnen zur Last gelegten Taten schuldig?"
Ein Augenblick der Totenstille, dann sagte Hartwig laut und klar:
"Nein!"