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Chapter 2

T
ag für Tag fand man das Mädchen im Beichtstuhl - obwohl es fast nichts zu beichten gab: Hier unabsichtlich einen Grashalm ausgerissen, da versehentlich auf eine Ameise gestapft... Im Namen Gottes: Der heilige Pater verzeihte, verzweifelte aber fast. Insgeheim. Denn er wusste schon gar nicht mehr, was er dem Mädchen noch Anderes raten konnte als er ihm bisher schon geraten hatte! Und ihr Glaubensdurst wurde immer immer größer! Er hatte ihr wirklich alles Gute mitgegeben, das er selbst im Leben gelernt hatte; und er war sehr, sehr stolz auf das Mädchen. So etwas gab es wahrhaft nicht oft in dieser sündhaften Welt. Dass Gott ihm ein so reines Geschöpf gerade in SEIN Gotteshaus schickte... er fühlte sich geehrt, und hätte er jemals geheiratet: So ein Kind hätte er kriegen wollen! Andere sollten sich an ihr ein Beispiel nehmen! Und was ihn selbst betraf: Wenigstens konnte er ihr die Absolution erteilten...

Eines Tages nun trat das Mädchen, Magdala war ihr Name, wie jeden Tag aus der schweren orangenförmigen Holztüre der Kapelle. Es lag Schnee. Sie zog ihre silberne Kapuze auf, band ihren treuen Mops Iolan vom Pfosten los und an ihr Bein, stapfte neben dem eisernen Fußgeländer des Friedhofs entlang und machte sich auf den Heimweg. Es wurde dämmrig und die Kreuze glühten schon feurig leicht im Abendrot. Auf geweihtem Boden fühlte sie sich stets sicher. Doch sobald sie das Kapellengelände verließ, machte sich manchmal eine seltsame Beklommenheit in ihr breit. Sie versuchte, an etwas anderes zu denken: Der Pater hatte heute besonders aufmerksam zugehört, und gut geredet im Gottesdienst. Die übrige Dorfgemeinschaft hatte das wohl auch so empfunden, das hatte sie ihren vertieften Gesichtern angesehen. Sie selbst war wieder mal als Letzte gegangen, denn sie hatte noch einen Rosenkranz gebetet.
Nach dem Weg durch das verschneite Gebäude- und Geländerelief des Dorfs zu Hause angekommen, "Hallo Mutter!", holte sie Bier und Holz von vor ihrem kleinen Haus und machte das Abendessen für ihre beiden kleinen blonden Schwestern und ihre Mama fertig. Ihr Vater hatte sie schon vor langer, langer Zeit verlassen: Er war damals in den Schwarzen Herberkrieg einberufen worden und seitdem nicht mehr gesehen. Doch Magdala hatte die Hoffnung niemals aufgegeben! Seitdem jedenfalls waren sie ein Haushalt voller Frauen.