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Chapter 89


Das Spiel begann und hielt das verwöhnte, sensationslüsterne, snobistische, gehetzte Berliner Premierenpublikum durch drei lange Akte in Atem. Kein stimmungstötendes Räuspern, kein Husten, kein Zischeln wurde laut, in andachtsvoller Stille folgte die Menge der Handlung.
Drei Menschen. Eine junge Frau, ihr Gatte, ein verträumter Gelehrter, dann beider Freund, ein Mann von Welt, Kultur und Temperament. Untrennbar diese Dreieinheit, voll Harmonie und echtester Freundschaft. Kein frivoler Betrug, kein grinsender Zynismus, sondern Ergänzung, Naturnotwendigkeit, mitleidvolle Liebe des Freundes zum Gatten. Dieser erfährt, daß der Freund der Geliebte seiner Frau ist. Schreit nicht nach Rache, spricht nicht von Betrug, anerkennt das Recht auch der Frau auf sich selbst, respektiert Elementares, resigniert und will weder die Frau noch den Freund verlieren. Die Idylle zu dritt, keusch und rein, solange kein Vierter von ihr weiß, würde fortdauern, wenn nicht eben dieser Vierte wäre. Die Menschen umher beginnen zu tuscheln und zu zischeln, gemeine Witze fliegen auf, es kommen anonyme Briefe, ein Winkelblatt schwelgt in Andeutungen. Die Schmutzflut braust über das Heim des Gelehrten, er, die Frau, der Freund beginnen ihr Dasein im Zerrspiegel der Umwelt zu sehen, der Gatte tötet sich, um den zwei anderen das Leben zu ermöglichen. Aber die Zweisamkeit ist nicht mehr, was die Dreisamkeit war, das Gespenst des Toten teilt das Brautbett, Bitterkeit und Vorwürfe schleichen sich ein, bis die beiden zermürbt, verzagt, gebrochen, angeekelt auseinandergehen.
Die edle Sprache, der meisterhafte Aufbau, die Kühnheit des Problems brachten dem Drama einen ungeheuren, widerspruchslosen Erfolg. Schon nach dem ersten Akt dröhnten Beifallssalven, nach dem zweiten schwieg das Publikum in tiefer Ergriffenheit, um dann in einen Sturm der Begeisterung auszubrechen, und nach Schluß tobte es so lange, bis Direktor Hohlbaum die Bühne betrat und eine Ansprache hielt: