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Chapter 31




Der blonde Herr mit dem Kneifer

Von acht Uhr morgens bis in die späten Nachmittagsstunden stand am anderen Tage Krause mit einer Briefträgerkappe auf dem Kopf vor dem Postlagerschalter in der Dorotheerstraße. Es ist durchaus nicht so einfach, sieben, acht Stunden in einem engen, muffigen Raum müßig dazustehen und auf etwas zu warten, was vielleicht, sogar wahrscheinlich gar nicht geschehen wird. Die Hoffnung schwindet in solchen Fällen mit jeder schleichenden Minute, und jeder erfahrene Kriminalist weiß, daß mit derartigen Aufgaben nur besonders pflichttreue, zähe, disziplinierte Leute betraut werden dürfen. Joachim von Dengern war von Natur aus sicher nicht besonders zähe und auch kein Pflichtenfanatiker, aber die drei furchtbaren Jahre im Zuchthaus hatten ihm Selbstbeherrschung und Geduld genug anerzogen. Denn für den, der noch nicht verkommen ist, der vom Leben noch etwas will, bedeutet ja Gefängnis nichts als ein qualvolles Warten, ein Zählen der Minuten und Stunden und Tage und wieder Warten, Warten, nichts als Warten.