Chapter 6

U

nd dann passierte genau das, was er befürchtet hatte: Das Gipfelkreuz leuchtete wie ein Ofen, ihn an, und ein Stein rollte vom Berg herunter, der zweimal so groß war wie die Kutsche! Schnell sprang er hin. Das 5-Jährige Mädchen sprang ihm in die Arme. Er hörte ein mächtiges Splittern und sprang mit dem Mädchen und neunhundertneunundneunzig weiteren Teilen der Kutsche in den nächstgelegenen Busch. Alles ging so mordsschnell! Sogar schneller noch als in seiner Vision: Es wurde dunkel, der Mond schien strahlend auf die Landschaft. Ein Wiehern kam vom Gestirn. Eine Biga zog einen Wagen. Darauf saß ein seltsames Geschöpf. Es hatte Hörner wie ein Stier und Pfoten wie ein Wolf! Seine Körpergröße war die eines Elefanten. Aus seinem Kopf jedoch ragten armdicke Stoßzähne, gesät wie bei einem Igel! Es brüllte und raschelte. Markus war zu beeindruckt von der Wirklichkeit, um zu fliehen. Immer lauter wurde es jetzt und das Gefährt landete krachend vor ihm auf dem steinigen Bergsteig. Dabei brach ein Rad des Wagens. Das Geschöpf duckte sich nun und holte einen riesigen Streithammer aus seinem Wagenboden, der so groß war wie Markus selbst. An der Spitze des Streithammers war eine Kette befestigt, am Ende der Kette eine große, stachelige Eisenkugel, groß wie ein Kuhkopf!

"Komm heraus, oder ich fege den ganzen Busch weg, mit allem, was darin ist!", donnerte es.

Das Mädchen hörte nicht mehr auf zu wimmern. Markus versuchte sich zu fassen.

"Beruhige dich! Wenn ich sage 'Jetzt!', läufst du den Berg runter, hast du verstanden? Hast du verstanden?" Das nasse Gesicht des Mädchens nickte kaum wahrnehmbar. Dann trat Markus - er wusste nicht, wie er es schaffte, seine Angst zu überwinden - aus dem Busch.

"Na endlich!", röhrte das Monster. "Dann können wir ja. Wo ist das Mädchen, das auf dieser Kutsche war? Es ist nicht unter den Toten. Ich bin hier, um es zu holen!"

"Welches Mädchen?"

"Stell dich nicht dümmer als du sowieso schon bist! Du weißt, welches!"

"Ich weiß nichts von irgendeinem Mädchen! 'JETZT' verschwinde zurück in deinen Mond und lass dich nie wieder auf der Erde blicken", stotterte Markus eingeschüchtert.

"Uneinsichtig!" Monster holt aus und fegt Markus mit einem Streich den Kopf vom Leib, so dass sein Körper 2 Meter in den Erdboden gestampft wird und sein Kopf den Berg noch 1000 Meter weit runter rollte...

"HAAAAAHAHAHA!" Dann machte es sich an dem Busch zu schaffen.

Das Mädchen jedoch war beim 'JETZT' heimlich aus dem Busch gekrochen und schon 40 Meter bergabwärts gerannt - als auf einmal der Kopf an ihr vorbei flog! "Aah!", sie schrie laut, presste sich kurz darauf aber schnell die Hand vor den Mund. Sie musste hier weg, von dem Ort, an dem sie ihre gesamte Familie verloren hatte! Und dieser Kopf, sie war geschockt! Das alles war nur ein mieser Traum, nur ein mieser dummer Traum! Sie hielt still.