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Chapter 102


Endlich war die Ruhe soweit hergestellt, daß sich der Präsident Gehör schaffen und dem Staatsanwalt das Wort erteilen konnte. Der stand mit geballten Fäusten da, Speichelflocken auf den Lippen und wollte losdonnern. Aber nein, was war das? Saß da nicht der Reichskanzler und krümmte sich vor Lachen? Jawohl, der Reichskanzler prustete und lachte, daß ihm das Wasser aus den Augen lief, und hörte nicht auf zu lachen, war eben im Begriff, das Taschentuch in den Mund zu pressen, um seine Lachsalven weniger laut zu gestalten.
Blitzschnell verschoben sich die Begriffe und Empfindungen im Gehirn des Staatsanwaltes. War die Sache nicht eigentlich mehr komisch als empörend, wenn sie derart die Heiterkeit des ersten Beamten im Staate erregte? Und würde er sich nicht blamieren, wenn er, statt halbwegs gute Miene zum grotesken Spiel zu machen, seiner Entrüstung Ausdruck geben wollte? Die Überlegung dauerte nicht eine ganze Sekunde, dann sprach der Staatsanwalt gelassen und kühl:
"Wir haben hier Ungeheuerliches erlebt und müssen vorläufig dem Herrn Kriminalkommissär von Dengern für seine lichtvollen Ausführungen danken. Bevor ich aber aus diesen Ausführungen die notwendigen Konsequenzen ziehe, beantrage ich, das anwesende Fräulein Lotte Fröhlich hereinzurufen und als Zeugin zu vernehmen, ferner in der Zwischenzeit den Trödler Goldlust vorzuladen und auch die bereits vernommenen Zeuginnen, die Fräulein Fröhlich als ihre Mieterin identifizieren sollen. Nachher bitte ich, nochmals den Angeklagten zu befragen."
Der Präsident gab den Anträgen Folge und gleich darauf betrat, von tausend Augen durchbohrt, Lotte Fröhlich den Saal.
Sofort hatte die sieghafte Schönheit, die mädchenhafte Anmut der Zeugin alle Herzen erobert. Der Reichskanzler, über dessen Gesicht es noch immer zuckte, klemmte sein Monokel ein und betrachtete ersichtlich wohlgefällig das Mädchen, worauf Präsident und Staatsanwalt mit ihr sehr höflich waren.