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Chapter 35


Damit war das kleine Zwischenspiel beendet und Krause nahm wieder die Jagd hinter dem Unbekannten auf, der unter dem zermalmenden Verdacht stand, arme Frauen beraubt und ermordet zu haben.
Es ging nun die Novalisstraße hinunter und der Blonde verschwand knapp vor der Ecke der Tieckstraße in einem großen, altmodischen Miethaus echt berlinerischer Art. Krause wartete einen Augenblick, dann sprang er rasch in den dunklen Hausflur, kauerte auf der ersten Stufe nieder und legte das Ohr an das Treppengeländer. So — nun hatte der Mann die erste Treppe hinter sich, ging einige Schritte eben und dann wieder treppaufwärts. Wieder eben und wieder aufwärts. Jetzt hörte Krause genau elf Schritte, die der Mann nach rechts zurücklegte. Nun blieb er stehen, Krause vernahm mit überempfindlichen Ohren das Klirren eines Schlüsselbundes, das Öffnen und Zuschlagen einer Tür, Also wohnte der Mann drei Treppen hoch, elf Schritte nach rechts von der Treppe entfernt.
Wieder hieß es warten. Wer weiß wie lange, vielleicht bis spät abends, vielleicht auch vergeblich, wenn der Mann schon zu Hause blieb. Krause überlegte. Wäre es nicht am einfachsten und sichersten, rasch nach dem nächsten Revier zu laufen, mit zwei handfesten Polizisten wieder zu kommen und den Kerl einfach zu verhaften? Krause lächelte dünn und ließ tausend Fältchen im Gesicht entstehen und vergehen. Nein, das wäre eben zu einfach, zu polizeimäßig gewesen! Der Mann würde ihm nicht entgehen, dachte gar nicht an Flucht, fühlte sich wahrscheinlich höchst sicher, trotzdem er heute eine pyramidale Dummheit gemacht. Eine solche Dummheit, daß — Krause lachte halblaut vor sich hin. Nein, der lief ihm durchaus nicht davon! Und außerdem: Er war sicher Junggeselle. Was aber sollte einen Junggesellen veranlassen, an einem heißen Tag zu Ende August noch vor sechs Uhr in seiner Bude zu bleiben? Man konnte ruhig riskieren, zu warten.