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Chapter 106


Nun möchte ich aber mein Vorgehen auch moralisch rechtfertigen. Ich bin mir vollauf bewußt, eine ganz außerordentliche Frivolität begangen zu haben, ja sogar eine Gemeinheit, in dem ich die Öffentlichkeit durch Wochen in Erregung hielt und der Justiz, diesem hohen und wertvollen Faktor jedes Staates, unnütze, aufreibende Arbeit machte. Aber Herr von Dengern hat ganz richtig gesagt, daß ich den Wert meiner Persönlichkeit, besser gesagt meines Schaffens, hoch genug veranschlagte, um mich über vieles hinwegzusetzen. Meine Herren, die groteske, phantastische Idee, die meine Braut und ich ausgeheckt hatten, sollte mir die Möglichkeit bieten, meine Werke zur Geltung zu bringen und dann mit neuer Kraft weiterzuarbeiten. Würde die Nachwelt einem der großen deutschen Denker und Dichter es übelnehmen, wenn er auf ähnlichem Wege wie ich sein Ziel erreicht hätte? Sicher nicht! Ich, der ich an mich glaube und gewiß bin, noch Großes schaffen zu können, sah den Weg vor mir mit Hindernissen verbarrikadiert, die ich nicht übersteigen konnte. Es ist leicht gesagt: Das Genie bricht sich Bahn! Man kennt eben nur das Genie, das sich Bahn gebrochen hat, nicht aber die vielen, die unterwegs liegen geblieben sind als Opfer oft lächerlicher Widerwärtigkeiten. Hätte ich geduldig weitergearbeitet, so würde mein Roman wahrscheinlich demnächst nur als Käsepapier zur Geltung gekommen sein und mein Drama wäre bei Herrn Direktor Hohlbaum so lange im Schrank liegen geblieben, bis es die Mäuse zernagt hätten. Ich wollte und konnte aber nicht warten und lieber ließ ich mich durch einen frivolen Schelmenstreich ans Tageslicht zerren, als in aller Bescheidenheit im Dunkel zu verkümmern."