Sorry, this browser is not supported due to insufficient spread or advanced age (Your version is unknown).


© Rootbook
Imprint



A Rootbook Author
2012 - today
Published by: Rootbook
EBook








Chapter 1

Z
eige, Seelein uns'ren Schritten,
Deines alten Standes Grenzen.«

Wenn man von dem Städtchen Werro nach Pleskau zu geht, so liegt hinter dem siebenten Werstpfahl links von der Landstraße in einer tiefen engen Schlucht ein kleiner See zwischen Kieshügeln. Eine halbe Werst weiter wenn man hinter der Senkung wieder bergauf kommt, liegt ebenfalls links vom Wege eine kleine runde von Kieshügeln eingefaßte Schlucht, welche an ihrem Nordrande deutlich erkennen lassen, daß Wasserwellen einst hier durchgeflossen sind und die Hügelwand niedergerissen haben. Gegen Südost wächst jetzt am Abhange der Schlucht ein hübsches Birkenwäldchen, und es werden in demselben ein paar kleine Bauerhöfe sichtbar, jenseits welcher am Rande des Waldes vor einigen Jahrzehnten ein Schulhaus aufgeführt worden ist. An den hier beschriebenen Ort führen uns alte Sagenspuren, von denen wir Nachstehendes melden wollen, wie es der Volksmund erzählt.

Vor einigen hundert Jahren lag in der eben bezeichneten Schlucht ein kleiner See mit klarem silberfarbigem Wasser zwischen grünen Ufern; wo jetzt der Birkenwald steht, erhob sich auf der Steile des Ufers ein prächtiger Eichwald, in dessen Schatten ein einzelner schöner Bauerhof lag, dessen Aussehn schon von weitem einen wohlhabenden Wirth verrieth. An Stelle der umliegenden Höfe, welche jetzt zu beiden Seiten der Straße hie und da dem Wanderer sich zeigen, stand in alter Zeit ein ausgedehnter Laubwald. Aber kehren wir jetzt zu dem kleinen See zurück, in dessen Fläche beim Sonnenschein Eichwald und Bauerhof sich spiegeln und dessen Wellen selten gekräuselt sind, weil ihn zwischen seinen hohen Ufern das Spiel von Wind und Wetter wenig berührte. Die Bewohner des Hofes holten täglich aus dem See das nöthige Trink- und Kochwasser und im heißen Sommer erfrischten sie ihre erschlafften Glieder im See. — Der höchste und herrlichste Schatz des Hofes aber war des Wirths einzige Tochter, die wie ein Kleeblümchen mit fünf kräftigen Brüdern zusammen aufwuchs und auf's schönste erblühte, so daß weit und breit kein Mädchen zu finden war, das ihr gleich kam. Ihr frommes unschuldiges Herz glich auch darin einer Blume, daß sie selbst nicht wußte, welche Freude sie durch ihren Liebreiz den Andern, besonders jungen Männern, machte. Freier meldeten sich oft genug und von allen Seiten