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Chapter 2

S
ie selber war ein Genie. Hatte in der Schule immer nur Einsen geschrieben. Ja, inzwischen hatte sie es sogar zur Professorin für unphysische und mysteriöse Phänomene an der renommierten Frankenstein-Schule für Hochbegabte geschafft! Sie mochte ihre Arbeit. Ihr bester Freund, der Physikprofessor Amor Henriettus, war zeitgleich Leiter der Nebenfakultät geworden, die sich mit Zeitreisen beschäftigte...
Leicht klopfte sie an seine Tür. Es war bereits Vorlesungsschluss. In den Gängen war keiner. Und Wochenende. Wenn er in Lektüre war, wollte sie ihn auf keinen Fall aufschrecken! Sie wartete eine Minute. Keiner machte auf. Er hatte weder Frau noch Freundin, wenn er also nicht hier war, konnte er eigentlich nur an einem Ort sein: Im Versuchskeller 699! Heike machte sich also auf den Weg nach unten, ging die breite, marmorne Kellertreppe runter und wankelte ins lichtlose Untergeschoss.
Üüü! Düstere Stimmung war hier! Ein undichtes moosiges Wasserrohr vor ihr tropfte in regelmäßigen Abständen auf den jahrhundertealten Boden. "Blupp!", "Blupp!", "Blupp!" Diese alten Keller waren ein richtiges Labyrinth! Schon so mancher Schüler war hier Stunden umhergeirrt! Eine Biegung nach links, dann war sie hoffentlich da! ...
Sie stemmte mit beiden Händen die große Metalltüre von 699 auf. Gleißendes Licht schien ihr in die Augen. Sie hielt sich den linken Arm vors Gesicht, um nicht zu erblinden. Jemand zwei Meter Großes schweißte mit Stahlvisier an einem riesigen Metallgerät rum! Es war Amor. Die Tür schoss ins Schloss.
Als es aufhörte, nahm sie den Arm runter. Amor sah sie bereits an. "Ich habe dich im Chromßpiegel geßehen", lispelte er. Er trug einen silbernen Versuchskittel. "Waß kann ich für dich tun?"
"Was treibst du nur wieder hier unten? ... Was IST das?", fragte Heike und neigte den Kopf zur Seite.
"Daß? Daß ist mein neueßtes Exßperiment. Eß wird dir gefallen. Ißt faßt fertig!"
"Eine weitere Zeitreise, Amor? Ich hatte dir doch gesagt, das das gefährlich werden kann! Wir wissen noch nicht, welche Auswirkungen..."
"Jaa jaaa!", unterbrach sie Amor nur, "Alte Geschichten! Einen meterlangen Bart haben diee! ßieh her! Dießer mannßhohe Ring über dem Stahl-Oktaeder hebt die Gratenergie in den ultravioletten Lichtbereich. Der Expanßionsfaktor bleibt ganz unten, bei Null Komma Einß!!! Müßte theoretisch ungefährlich eine ßchwelle zu einer anderen Zeit ßchaffen. Rate mal, welche?"
Amor richtete klug seine Brille auf der Nase und setzte seine Brust in Pose.
"2400?", fragte Heike entnervt.
"Nein, dießes Mal nicht die Zukunft.", sagte er, offenbar erfreut, dass sie falsch geraten hatte. "Eß ißt daß Mittelalter."
Heike erschrak. "Das Mittelalter?" Wer in Gottes Namen würde in diese Zeit reisen wollen? Der Großteil der Menschen waren arme Bauern gewesen. Die hatten zwar zu Essen. Aber sie konnten auch genauso gut jederzeit überfallen und ausgeraubt werden, und selbst wenn man ein Adliger war, hing das Leben am Schwerte und der Rülpser am Tisch... wie ein Nichts. Eine düstere Zeit!
Auf einmal ging die Maschine an!! Heike zuckte zusammen. Das Rumoren war ohrenbetäubend. Der titanene Ring, von dem Amor gesprochen hatte, drehte sich immer und immer schneller... Mit einem plötzlichen Mal entstand ein gleißendes Licht in der Mitte, erst ganz klein, dann immer größer und ausreißender... Das ging eine Weile so. Nachdem es einen 2 Meter-Radius erreicht hatte, stoppte es. Das Licht war jetzt seltsam bläulich-metallisch in der Farbe und schien sich nicht mehr in der Stärke zu verändern.
"Das ist ja sagenhaft, Amor! Das Lumen sollte doch eigentlich orangefarben sein! Wie hast du das Problem der sich angrenzenden Elektronenfalten gelöst?"
"Daß, werte Kollegin, bleibt mein Geheimniß. Aber ich werd jetzt abschalten. Für eine Reiße ins Mittelalter ßollte man ßich schließlich vorbereiten, nicht wahr?", lachte er.
Heike fiel ein Stein vom Herzen! Amor war also doch nicht so ein Draufgänger und vernünftiger, als sie dachte. Und recht hübsch war er auch noch... Sie ging näher an das Licht heran, das jetzt für ihre Augen erträglich geworden war, und bewunderte seine Farbe. "Wie..." Plötzlich erhielt sie einen Stoß in den Hintern und fiel schreiend in die Maschine.....

Schwarz. Strudel. Nudel. Licht.

Hustend prustete sie Firn aus dem Mund.
"Verdammter Mistkerl!"
Ihr Körper wachte auf Moosboden auf.
Es war kalt.
Es lag Schnee.
Es war dunkel!
"Dieser Schuft! Wie kann er mich nur in die Maschine treten?"
Ihr Hintern schmerzte. Sie richtete sich auf. Niemand war zu sehen. Sie stand von riesigen hohen Bäumen umgeben. Der Schnee um sie herum war geschmolzen und hatte so eine kleine Lichtung geschaffen.